S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.04.2024 um 10.30 UTC



Deutlich wärmer, vor allem in der Osthälfte sonniges Frühsommerwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 01.05.2024


Am kommenden Wochenende geht die spätwinterliche Phase (von Intermezzo kann man 
bei inzwischen 1,5 Wochen ja fast schon nicht mehr sprechen) zu Ende. Daran 
bestehen keine Zweifel! Die Fragen der Mittelfrist bestehen eher darin: Wie warm
wird es tatsächlich (20°C sicher, 25°C gebietsweise wahrscheinlich, 30°C nicht 
ausgeschlossen) und wie wechselhaft bleibt es gerade im Westen? Doch der Reihe 
nach...

Am Samstag befinden wir uns noch mitten in der Umstellungsphase der 
Großwetterlage. So hat sich ein Kern des komplexen Höhentiefgebildes über weiten
Teilen Skandinaviens, Islands und UK weit nach Süden bis zur Biskaya 
ausgeweitet. Dort befindet sich auch der baroklinste Bereich und ein doch recht 
stattliches Sturmtief mit unter 995 hPa dreht dicht vor der französischen Küste 
seine Runden. Die südwestliche Höhenströmung über Deutschland wird dabei noch 
von flachen Randtrögen durchlaufen. Bodennah ist da die Rückdrehung auf Südost 
bis Ost schon deutlich weiter und es werden peu a peu mildere Luftmassen aus dem
zentralen Mittelmeerraum und dem Balkan zu uns geschaufelt. So steigen die 850er
Temperaturen auf +2 bis +5°C, an den Alpen mit föhniger Unterstützung bis nahe 
10°C an. So gibt es bei einem freundlichen Mix aus Sonne und Wolken einzelne 
Schauer, vereinzelt auch ein kurzes Gewitter. Von den Alpen bis zur Lausitz 
bleibt es überwiegend sonnig und trocken bei Höchstwerten schon um die 20°C, an 
der See um 15°C.

Am Sonntag kann sich das Höhentief über der Biskaya durch einen südwärts 
ablaufenden Randtrog auf der Rückseite regenerieren und nach etwas südwärts zur 
Iberischen Halbinsel ausweiten. Ein weiterer Tiefkern über England hält die 
Verbindung zum Tiefkomplex über Nordeuropa weiter aufrecht und der 
Abtropfvorgang wird verzögert. Die milde Höhen Strömung bleibt damit auf der 
Vorderseite ausrecht und dreht sogar noch etwas rück auf Süd. Der Südföhn in den
Alpen setzt sich fort. In der indifferenten Strömung ist in der Westhälfte ein 
voraussichtlich wenig wetterwirksamer und leicht schleifender Tiefausläufer 
eingelagert, der zunächst als teilokkludierte Kaltfront etwas Strecke Richtung 
Landesmitte gutmacht, bevor er als Warmfront zum Tief über Spanien rückläufig 
wird. Aus teils dichteren Wolkenfeldern fällt unterm Strich in der Westhälfte 
voraussichtlich nur vereinzelt etwas Regen. Vielfach sonnig und trocken wird es 
in der Osthälfte des Landes bleiben, wo sich das Temperaturniveau nochmal etwas 
in die Höhe schraubt und leebedingt am Nordrand des Erzgebirges und der Alpen 
doch hier und da ein Sommertag (Tmax > 25°C) zu verzeichnen sein sollte. 
Präfrontal gelangt in den Osten und Nordosten zwar eine recht labil geschichtete
Luftmasse, die aber mit CIN-Werten um die 100 J/kg ausreichend gedeckelt sein 
sollte.

Am Montag formiert sich südlich von Island ein neues Zentraltief und die Zentren
über England und der Iberischen Halbinsel geht aufgrund mangelnder KLA auf der 
Rückseite etwas die Puste aus. Die großräumige WLA auf der Vorderseite bleibt 
aber stabil. Dadurch kann sich der Potentialberg weiter nordwärts bis zum 
Baltikum aufwölben und das gesamte Zirkulationsmuster wird leicht retrograd. So 
lassen sich bei uns im äußersten Nordwesten und Westen zwar einzelne Tropfen 
oder kurze Schauer nicht ganz ausschließen. Im Großen und Ganzen dominiert aber 
sonniges und vor allem in der Osthälfte frühsommerlich warmes Wetter mit 
Höchstwerten zwischen 24 und 27°C, unter den Wolken um 20°C.      

Am Dienstag und Mittwoch vollzieht sich der Cut-OFF Prozess aus dem neuen 
Zentraltief nordwestlich des Kap Finisterre. Insgesamt dreht die Strömung 
dadurch bei uns weiter rück und die Warmluft flutet auch die westlichen 
Landesteile mit >10°C in 850 hPa. Ob es föhnbedingt stellenweise gar bis an die 
15°C geht, muss noch abgewartet werden. In jedem Falle bleibt die Lage im 
äußersten Westen nicht ganz "koscher" und anfällig für eingelagerte Störungen 
aus Süden. Für Details ist es dafür aber noch zu früh. In weiten Landesteilen 
herrscht dagegen vielfach sonniges Hochdruckwetter bei warmen 22 bis 27°C, lokal
eventuell bis nahe 30°C. 
 
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Mit Lob und Superlativen sollte man ja generell vorsichtig und sparsam sein, die
aktuelle Konsistenz des IFS ist allerdings herausragend. Die rückläufige Front 
in der Westhälfte ist in den jüngsten Läufen noch minimal nach Westen 
rausgedrückt worden und die Wetterwirksamkeit reduziert worden. Nennenswerte 
Niederschläge sind damit vor allem in der ersten Hälfte der neuen Woche 
unwahrscheinlicher geworden. 
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
 

Bis auf kleinere Unschärfen (ebenfalls bezüglich des schleifenden Ausläufers) 
herrscht große Einigkeit - auch unter Berücksichtigung der KI-getriebenen 
Vorhersageverfahren. 

Nur ICON kommt etwas wie das alleinige Pfeifen im Walde daher und lässt die 
Nordwestrutsche über dem offenen Atlantik bereits am Sonntag durch einen 
massiven Warmluftvorstoß weit nördlich der Azoren abebben. Durch die folgenden 
Wechselwirkungen mit den Rotationszentren des Höhentiefkomplex wird das Gebilde 
über der Nordsee deutlich progressiver und so soll ab Dienstag aus einem 
Sturmtief bei den Färöer eine Kaltfront von Nordwesten auf uns übergreifen und 
die kurze Erwärmung schon wieder jäh beenden. Eine deutliche Außenseiterlösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Ähnlich wie in der gestrigen Übersicht zeigen sich auch am heutigen Mittwoch die
IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedenster deutscher Städte einen wunderbar eng 
gebündelten Kurvenverlauf (Potenzial 500 hPa und Temperatur 850 hPa), wie man 
ihn nicht alle Tage präsentiert bekommt. Selbst nach hinten raus Richtung 
erweiterte Mittelfrist hält sich die Spreizung der 
Kurven in Grenzen. Nach einem mehr oder weniger kontinuierlichen Anstieg der 
Kurven bis auf knapp 15°C in 850 hPa (Temperatur) bzw. rund 570 gpdm 
(Geopotenzial) ist der Höhepunkt am Di/Mi nächster Woche voraussichtlich 
erreicht und die Tendenz nachfolgend wieder rückläufig - ohne aber auf das 
Niveau aus der Kurzfrist einzubrechen. Insofern deuten sich für die zweite 
Wochenhälfte wieder wechselhaftere und etwas kühlere Tage an. 


CLUSTER:
Der sich aufbauende Potenzialberg über Mitteleuropa bis zum Baltikum ist sicher 
und in allen Clusterlösungen vertreten. Die Variante des ICON wird damit weder 
in den Clustern noch in den Rauchfahnen wiedergespiegelt. Somit lässt sich nicht
in Member des IFS dieses gezeigten Außenseiterszenarios finden. 

In den nachfolgenden Clustern der erweiterten Mittefrist ist die Bandbreitet 
noch recht groß. Am wahrscheinlichsten ist derzeit wohl ein Fortbestand des 
Blockings, dessen Schwerpunkt sich aber weiter nordwärts nach Skandinavien und 
zum Nordmeer verlagert. Damit werden wir hierzulande unterm Strich anfälliger 
für übergreifende Tröge aus Westen und/oder Süden (Stichwort High over Low).  


FAZIT:
Vom Spätwinter auf direktem Wege in den Frühsommer mit Höhepunkt bis 
Anfang/Mitte nächster Woche. Im Westen gewisses Restrisiko einzelner Störungen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Allzu viel ist nicht rauszuholen auf dem Sektor signifikanter 
Wettererscheinungen. Da wäre nur eine leicht erhöhte, aber keine überbordende 
Gewitterwahrscheinlichkeit im äußersten Westen und Nordwesten am Samstag, wobei 
ein gewisses Potential auch in der neuen Woche immer mitschwingt. Für Details 
ist es aber noch zu früh und voraussichtlich wird selbst im Fall der Fälle 
daraus keine überregionale Geschichte. 

Außerdem kommt es am Wochenende in den Alpen zu Südföhn mit der Gefahr von Sturm
in anfälligen Hochlagen. Zur neuen Woche mit abnehmender Tendenz.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl.- Met. Robert Hausen