SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.05.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HNFA (Hoch Nordmeer-Fennoskandien antizyklonal)

Überwiegend trockenes und sonnenscheinreiches Hochdruckwetter mit nur leichten 
Störattacken. Von Tag zu Tag wärmer, am meisten im Westen und Südwesten. Nachts 
nur noch wenig Luftfrost, regional aber Frost in Bodennähe.    

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... strotzt die Wetterlage bei uns nicht gerade vor Brisanz und daran 
wird sich wohl so schnell auch nichts ändern. Es steht sogar zu befürchten, dass
sich zum wiederholten Male in diesem Jahr eine länger andauernde Trockenperiode 
einstellt, die möglicherweise über den üblichen Mittelfristhorizont von 7-10 
Tage hinaus anhält. Die Ensembles jedenfalls sprühen nicht gerade vor 
Optimismus, was nennenswerte Niederschlagssignale angeht (mehr dazu im Laufe des
Vormittags in der Synoptischen Übersicht Mittelfrist). Und auch die 
deterministischen Prognosen tendieren mehrheitlich zu einer antizyklonalen 
Blockierungslage mit hohem Persistenzfaktor, Andauer bis Sankt Nimmerlein nicht 
ausgeschlossen. Nun gut, dafür haben wir immerhin einen neuen Papst (ging ja 
fast schneller als die Bundeskanzlerwahl), mal sehen, was der nach seiner 
Eingewöhnungszeit wettertechnisch ausrichten kann.

Zur Lage der Dinge, die - wie wir alle bereits bemerkt haben - einmal mehr eine 
stark gestörte und blockierende Strömungskonfiguration aufweist. Dominierend ist
ein veritabler Potenzialrücken über dem nahen Atlantik und der Nordsee, der bis 
hoch ins Nordpolarmeer auskeilt und zunehmend auch auf dem deutschen Aktienmarkt
tätig wird. Dabei verdrängt er mehr und mehr den inzwischen nur noch ziemlich 
amorph daherkommenden Zonaltrog der vergangenen Tage, von dem in Kürze nur noch 
ein Cut-Off-Tief im Raum Westfrankreich/Biskaya/Iberische Halbinsel übrigbleibt.

Protagonistin auf der Bodenwetterkarte ist eine weitreichende Hochdruckzone mit 
Namen RICCARDA. Ausgehend von einem 1030-hPa-Hoch weit draußen auf dem mittleren
Nordatlantik erstreckt sich RICCARDA als vergleichsweise schmale, fast 
brückenartige Zone über UK/Irland hinweg bis ins östliche Mitteleuropa, 
Verlängerung bis zum Schwarzen Meer unmittelbar bevorstehend. Darüber hinaus 
besteht über Nordeuropa eine lose Verbindung zu "Barentssee-SIMONE", ihres 
Zeichens Hochdruckgebiet mit Zentrum unweit von Nowaja Semlja. Da grenzt es fast
schon an ein Wunder, dass der kleine KLAUS, ein völlig unscheinbares, in der 
Anneliese kaum zu findendes Tief mit etwas über 1015 hPa in die Phalanx der 
mächtigen Damen ganz keck einzudringen vermochte und nun - freilich ohne den 
ganz großen Impact - auch Teile des Vorhersageraums in Beschlag nimmt.

Der größte Teil des Vorhersageraums allerdings steht unter dem Einfluss besagter
Hochdruckzone, deren Divergenzachse heute Mittag grob etwa entlang der Elbe zu 
finden ist. Sie trennt schwache nördliche bis westliche Winde im Nordosten von 
östlicher, mit Unterstützung des Tagesgangs mitunter leicht böig auflebender 
Luftbewegung weiter südlich. Wie stark auflebend? - Nun, auf einigen exponierten
Schwarzwaldhöhen geht die ein oder andere Böe 7, vor allem heute Morgen sogar 8 
Bft an den Start, meist bleiben die Böen aber deutlich darunter. Zu einigen 
Restwolkenfeldern aus der Nacht (u.a. in der Mitte), die mit steigendem 
Sonnenstand immer mehr zerbröseln, gesellt sich aus der labilen Grundschicht 
heraus die klassische Schönwetterkonvektion, die über maximal 750 hPa aber nicht
hinauskommt, da eine kräftige Absinkinversion jedwede weiteren vertikalen 
Expansionsgelüste abrupt unterbindet. Etwas dichter und auch höherreichend 
präsentiert sich das Gewölk im äußersten Süden, wo sich a) etwas feuchtere Luft 
befindet und b) die Nähe zu einer flachen und zonal ausgerichteten Tiefdruckzone
im gesamten mediterranen Raum gegeben ist. Bedeutet in Konsequenz weniger solare
Direktstrahlung und unmittelbar am Alpenrand eine leichte Schauerneigung (das 
meiste spielt sich allerdings inneralpin ab).

Und was ist jetzt mit KLAUSi? Der zieht als kleine Warmfrontwelle im Laufe des 
Tages von Südschweden auf die Ostsee raus, wo die gute RICCARDA - was menschlich
ist - eine kleine Schwachstelle aufweist. Erste vorlaufende Wolkenfelder konnten
heute am frühen Morgen schon zwischen Oderhaff und Oderbruch ausgemacht werden. 
Später greift ein kleines WLA-Gebiet auf Teile Nordostdeutschlands über, das 
zunächst vor allem hohe und einige mittelhohe Wolken ins Land spült. Über 
etwaigen Regen müssen wir uns an dieser Stelle nicht unterhalten.

Thermisch geht es in der eingeflossenen kontinentalen Polarluft (xPs/xP) ganz 
allmählich bergauf, auch wenn die 850-hPa-Temperatur mit aktuell -1 bis +2°C 
(gemessene Nachtprofile) alles andere als berauschend ausfällt. Wie auch, ist ja
´ne Polarluft und nix Subtropisches. Immerhin steigt T850 bis zum Abend auf rund
3°C und der mittlerweile hohe Sonnenstand tut sein Übriges. Diabatisch erwärmt 
sich die Luft verbreitet auf 16 bis 20, am Niederrhein vielleicht 21°C. Etwas 
frischer bleibt es am Alpenrand sowie im Alpenvorland, dazu auf den meisten 
Inseln und an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind. 

In der Nacht zum Samstag spaltet sich über der Nordsee eine abgeschlossene 
Höhenantizyklone ab, deren Keil über Deutschland noch etwas an Substanz gewinnt.
Gleichzeitig kippt die Bodenhochdruckzone leicht im Uhrzeigersinn gen Südosten, 
was die Divergenzachse nach Südwesten vorrücken lässt. Das bewirkt in weiten 
Teilen Nord- und Ostdeutschlands westliche bis nordwestliche Winde, mit der 
mehrschichtige, nun auch in Teilen tiefe Bewölkung ins Land geführt wird. 
Natürlich hat auch Klein-KLAUS seine Finger noch im Spiel, allerdings lässt er 
es nur auf polnischer Seite regnen. Immerhin sorgen die Wolken dafür, dass die 
Nacht im Nordosten mit Minima zwischen 10 und 6°C nicht mehr so frisch wird wie 
die Nächte zuvor.

Im großen Rest der Nation löst sich die Tagesbewölkung weitgehend auf, so dass 
es vielerorts sternenklar wird. Es bildet sich eine Strahlungsinversion aus, 
unter der die Temperatur teilweise auf Gefrierpunktnähe zurückgeht, während in 
einigen mittleren Lagen bei 8, 9 oder 10°C Schluss ist. Leichter Luftfrost tritt
wohl nur lokal in einigen geschützten Mulden, Senken oder Tälern der zentralen 
und östlichen Mittelgebirge auf, wohingegen Frost in Bodennähe außer im NO 
häufiger anzutreffen sein wird. Nebel ist in dieser Luftmasse kein großes Thema.
Am ehesten könnte es noch im Nordwesten durch Zufuhr etwas feuchterer 
Nordseeluft für einige Sichteinschränkungen reichen. Ob dabei die neuralgische 
150m-Schwelle unterschritten wird, ist aber fraglich.                           
 

Samstag... nähert sich das großräumige Potenzialmuster immer mehr dem berühmten 
Omega an, übrigens nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Der bis dato 
Zonalkomponenten aufweisende Höhenrücken geht komplett in eine 
Meridionalstellung über, deren Hauptachse zur Mittagszeit etwa vom westlichen 
Mittelmeer über die Schweiz und Westdeutschland bis hoch nach Norwegen reicht. 
Als Flankengeber dienen neben den üblichen Bundesligaprotagonisten (morgen 33. 
Spieltag - Endspurt) ein Trog mit o.e. Cut-Off-Tief zwischen Grönland und 
Iberischer Halbinsel sowie ein von NW-Russland bis hinunter zur Balkanhalbinsel 
reichender Potenzialtrog. Unter dem Letzteren befindet sich auch KLAUS das 
Wellentief, das von NO-Polen bzw. dem südlichen Baltikum her Belarus ansteuert. 
Ansonsten verschiebt sich der mit etwas über 1020 hPa gar nicht mal so üppig 
ausgestattete Schwerpunkt des Hochs RICCARDA in die Deutsche Bucht, von wo aus 
weiterhin ein sehr enger Kontakt zur stationären SIMONE gepflegt wird. Ein Keil 
dieses kongenialen Duetts reicht weit nach Süden über Deutschland und die Alpen 
hinweg bis hinunter zur Großen Syrte, während Südwesteuropa von einem Tief über 
der Biskaya traktiert werden. 

Wettertechnisch scheint morgen in weiten Teilen des Vorhersageraums die Sonne. 
Andauerndes Absinken drückt die Inversion auf 800 hPa oder sogar etwas darunter,
wodurch die inzwischen stark abgetrocknete Grundschicht gestaucht wird. Trotzdem
reicht es im Tageverlauf, wenn vielleicht auch nicht überall, nochmalig für ein 
paar flache Cu hum, die dem Wirken der Sonne aber keinerlei Abbruch tun. Etwas 
dichtere Quellbewölkung entwickelt sich lediglich über dem Bergland des 
äußersten Südens, die Schauerwahrscheinlichkeit bleibt aber gering (eher 
inneralpin).

Am wolkenaffinsten präsentiert sich der Nordosten, wo der Wind auf nördliche 
Richtungen dreht, was die Zufuhr feuchterer Luftmassen von der Nord- und Ostsee 
forciert. Hinzu kommt eine leicht zyklonal konturierte Höhenströmung am Rande 
des o.e. Troges. Zwar ist von der heute und kommende Nacht noch auftretenden WLA
nichts mehr übrig, gleichwohl reicht die Gemengelage, um immer wieder 
mehrschichtige Bewölkung über den Nordosten driften zu lassen (die Übergangszone
zum heiteren bis sonnigen Wetter weiter südwestlich verläuft verschwommen 
irgendwo zwischen Weser und Elbe). Mit etwas "Glück" reicht es in Vorpommern 
sowie im Bereich der Oder sogar für ein paar Tropfen, auch wenn die Modelle 
diesbezüglich noch mal in Konklave treten müssen.  

Thermisch geht´s weiter bergauf, sowohl diabatisch als auch adiabatisch 
(Absinken => Anstieg T850 auf 5 bis 9°C am Abend, nur im Nordosten weiterhin 
darunter). Auf 2 m Höhe bedeutet das eine Tageshöchsttemperatur von verbreitet 
17 bis 23°C, mit den höchsten Werten den Rhein entlang (oder entlang des Rheins 
- Akkusativ oder Genitiv, Altphilologen mit Schwerpunkt Deutsch/Grammatik vor!).
Einzig direkt an der See sowie im äußersten Nordosten hinkt die Temperatur nach 
wie vor etwas hinterher.

Die Nacht zum Sonntag bringt nicht viel Neues, wenn man mal davon absieht, dass 
sich der Rücken etwas nach Osten verlagert und sich der Bodenkeil verstärkt. 
Absinken halt, das sich nun auch zumindest peripher im Nordosten bemerkbar 
macht. Dort verschwinden die Wolken zwar nicht gänzlich, weniger werden sie aber
schon. Und natürlich sinkt auch die ohnehin nicht überbordend vorhandene 
Regenwahrscheinlichkeit, genau genommen geht sie auf null Komma null zurück. 
Dass im großen Rest des Landes die Nacht einmal mehr eine klare wird, ist fast 
schon evident. Etwas weniger offensichtlich ist vielleicht, dass sie auch nicht 
mehr ganz so kalt, wenngleich immer noch ziemlich frisch wird. Vor dem 
Hintergrund einer positiven Strahlungsbilanz (tagsüber mehr rein als nachts 
raus) sowie erlahmender Advektion frischer Polarluft gehen die nächtlichen 
Tiefstwerte etwas nach oben, was die Frostgefahr lindert. Luftfrost tritt 
eigentlich so gut wie gar nicht mehr auf, Frost in Bodennähe nur noch regional 
(Süden/Nordosten).     

Sonntag... heißt es kurz und knackig "Omega at it´s best". Rücken mittemang über
Deutschland, dazu SIMONE und RICCARDA mit gepflegter Bodenarbeit und wuchtigem 
Keil bis hinunter zum Balkan. Kein Wunder, dass der Sonntag seinem Namen alle 
Ehre macht und auch die Mütter wird´s an ihrem Ehrentag freuen, dass abgesehen 
von einigen "Schönwettercumuli" von den Küsten bis zu den Alpen (und natürlich 
auch bis zum Bodensee/Hochrhein) die Sonne scheint und dabei die Temperatur auf 
Spitzen von 20 bis 26°C in der Südwest- und 14 bis 20°C in der Nordosthälfte 
hochtreibt. Die üblichen Abzüge für höhere Lagen sowie für Küstenabschnitte mit 
auflandigem Wind möge jeder selbst vornehmen. Stichwort Wind, der dreht nun 
landesweit wieder auf östliche Richtungen und lebt mit Unterstützung des 
Tagesgangs (Sonnenböigkeit) sowie leichter Supergeostrophie (antizyklonal 
konturierte Isobarenführung) mitunter böig auf, ohne aber an irgendwelche 
Warnschwellen heranzukommen. Eher bildet sich über den Alpen ein Schauer, obwohl
auch das keinesfalls verbrieft ist. Sicher ist hingegen, dass in der Nacht zum 
Montag in den östlichen Landesteilen regional Frost in Bodennähe auftritt (er 
kann´s einfach nicht lassen). Im Grenzbereich zu Polen sowie im Erzgebirge ist 
sogar leichter Luftfrost nicht ausgeschlossen.          

Modellvergleich und -einschätzung
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Keine Ergänzungen, der Wochenendplot steht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann