SXEU31 DWAV 020800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 02.07.2025 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: Übergang von SEa zu BM Heute etwa ab Mittag vor allem über den Gebirgen Südwestdeutschlands einzelne markante Gewitter mit Starkregen, Hagel und stürmischen Böen. Örtlich eng begrenzt Unwetter möglich. Im Laufe des Nachmittags und Abends in Nordwestdeutschland ausgehend von Benelux kräftige Gewitter mit Sturmböen und Starkregen. Gebietsweise auch Unwetter durch schwere Sturmböen oder orkanartigen Böen, Orkanböen nicht ausgeschlossen. Auch Hagel um 3 cm oder Starkregen über 25 mm möglich. In der Nacht zum Donnerstag Verlagerung der kräftigen Gewitter in den Osten und zur Mitte bei abnehmender Unwettergefahr. Am Donnerstag im Südosten noch markante Gewitter, etwa südöstlich der Donau örtlich eng begrenzt erneut Unwetter gering wahrscheinlich. In der Nacht zum Freitag im Südosten (vor allem Alpenraum) auch mehrstündiger Starkregen über 20 l/qm nicht ausgeschlossen. Am Freitag wahrscheinlich keine markanten Wettererscheinungen. An der Nordsee und nördlich des Nord-Ostsee-Kanals steife Windböen möglich. In den Alpen Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Mittwoch... Heute liegen wir zunächst noch zwischen dem Hoch ´Bettina´ am Karpatenbogen und einer Tiefdruckrinne, die sich von der südwestlichen Nordsee bis nach Zentralfrankreich erstreckt in einer südlichen Strömung, mit der sehr heiße Luft zu uns kommt. In der Höhe zieht ein von Norden ausgehender scharfgradientiger Trog vom Raum Irland zur westliche Nordsee und zum Ärmelkanal. Gleichzeitig wandert der bisher wetterbestimmende breite Höhenrücken vom zentralen zum östlichen Mitteleuropa. Somit kommt nun langsam eine südwestliche Strömung in Gang, in der schwache Tröge im Westen und Norden etwas Hebung auslösen können und zudem kann dadurch im Nordwesten die hochreichende Scherung zunehmen. Zudem schiebt sich die Bodentiefdruckrinne von Benelux und Frankreich aus langsam nach West- und Nordwestdeutschland vor. Davor breitet sich die sehr heiße Luft (T850 zwischen 19 Grad im Norden und gut 22°C an Rhein und Main) und immer instabilere Luft bis zur Ostsee aus, sodass die Hitzewelle ihren Höhenpunkt erreicht. Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung sind fast landesweit Maxima um 35 oder darüber zu erwarten. Auch über Norddeutschland sind lokal 38 bis 39°C möglich. Und selbst die 40°C scheinen in Rheinhessen und im Rhein-Main-Gebiet vereinzelt möglich (Mosmix). Mit Winddrehung in der etwas höheren Troposphäre auf Südwest gelangt vor allem in den Westen und Norden Deutschlands feuchtere Luft mit PPW-Werten zwischen 35 und gut 40 mm und im Südwesten liegt noch die alte Luftmasse mit PPWs zwischen 30 und 35 mm. Auch sonst gibt es zum Abend hin fast nirgendwo mehr PPWs unter 20 mm. So kann sich bis zum Nachmittag und Abend im Westen und Norden, im Südwesten und im Alpenraum Cape-ML zwischen 500 und 1000, örtlich zwischen 1000 und über 1500 J/Kg aufbauen. Da sich von Westen her der Trog nähert, nimmt auch der Höhenwind zu, so dass von Nordwesten auch die Scherung sich verstärkt auf 20 bis 30 m/s zwischen 0 und 6 km. Die Modelle reagieren häufig erst ab dem späteren Nachmittag mit aufkommenden Gewittern, die von Benelux nach NRW und Westniedersachsen ziehen. Die Gewitter zeigen sehr starke Windsignale mit Böen zwischen Bft 9 und 11, vereinzelt 12, was auch die EPS-Ergebnisse von ICON-D2 anzeigen. Das liegt daran, dass weiterhin in den Temps die inverse V-Struktur vorhanden ist durch die trockene und heiße Grundschicht. Zudem nimmt noch der Höhenwind zu auf teils über 30 kt in 700 hPa. Mit der beachtlichen Scherung sind auch Superzellen oder linienhafte Gewitter zu erwarten mit schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen. Auch starkregen bis in den Unwetterbereich über 25 l/qm in kurzer Zeit werden vom operationellen Lauf von ICON-D2 und auch von den EPS-Ergebnissen angezeigt mit recht hohen Wahrscheinlichkeiten. Im übrigen Deutschland, vor all über den Gebirgen im Südwesten und ganz im Süden (Alpenraum) entstehen die Gewitter aus der Luftmasse heraus. Bei PPWs knapp über 30 mm und Cape-ML bis knapp über 1000 j/Kg werden über dem Schwarzwald, der Alb und über den Alpen Gewitter ausgelöst, die vor allem wegen des Starkregens Unwetter bringen können. Hagel um 2 cm ist aber ebenfalls möglich (auch Hagelansammlungen). Kaum Gewitter gibt es dagegen tagsüber von Niederbayern bis knapp über die Donau hinaus und im Raum Brandenburg und Vorpommern. Hinter der nach Nordwestdeutschland ziehenden Konvergenz (um 18 UTC etwa eine Lage von der Lübecker Bucht bis etwa zum Moselgebiet) frischt der Wind auch außerhalb der Gewitter auf und bringt kurzzeitig 7er und 8er Böen aus Nord bis Nordwest (Nordwestdeutschland). In der Nacht zum Donnerstag breitet sich die Tiefdruckrinne und damit auch die Schauer und Gewitter nach Osten und zur Landesmitte hin aus. Das Ganze unterliegt Abschwächungstendenzen, sodass wohl vor allem anfangs vereinzelt Unwetter möglich sind und die Gewitteraktivität auch insgesamt weniger wird. Die lokalen Gewitter über dem Süden klingen meist ab. Dazwischen bleibt es in größeren Bereichen trocken und nach Südosten hin teils klar. Es bleibt warm mit Nachttemperaturen oft um 20°C. Nur im Westen und Norden kühlt es auf Werte um 17 Grad ab. Der Wind frischt an der Nordsee und später auch an der Ostsee zeitweise stark auf und weht dort aus Nordwest bis Nord mit steifen Windböen. Donnerstag... Der über Norddeutschland angelangte Höhentrog zieht rasch nordostwärts ab und macht einer eher glatten Südwest- bis Westströmung Platz. Abends erreicht ein neuer Trog die westliche Nordsee. Mit der nach Südosten übergreifenden Kaltluftadvektion breitet sich der Azorenhochkeil bis zum deutschen Küstengebiet aus und drückt die Kaltfront des nach Finnland ziehenden Tiefs in den Südosten Deutschlands. Hier hält sich anfangs noch die sehr warme bis heiße Luft mit 850-hPa-Temperaturen über 15 Grad und Tagesmaxima zwischen 28 und 32 Grad, wobei vor allem anfangs noch sonnige Abschnitte möglich sind. So steigen die Cape-ML-Werte auf 500 bis 1200 J/Kg bei hohen PPWs zwischen 34 und gut 40 mm. Damit entwickeln sich ab dem späten Vormittag wieder kräftige Schauer und Gewitter, die meist im markanten Bereich liegen. Punktuell sind aber erneut Regenmengen über 25 mm in 1 Stunde oder über 35 mm in mehreren Stunden nicht ausgeschlossen. Die Unwettergefahr ist aber geringer als am Vortag. Im übrigen Deutschland sorgt der Hochkeil für Wetterberuhigung mit einer Mischung aus Sonnenschein und Quellwolken oder SC-Bewölkung. Im Nordseeküstenbereich könnten die Wolken auch mal dichter werden, es bleibt aber trocken. Mit der von Norden einströmenden kühleren Luft gibt es eine Staffelung der Temperatur zwischen 21 Grad ganz im Norden und 27 Grad in der Pfalz. An der Nordsee bleibt es teils recht frisch mit nicht einmal 20 Grad. In der Nacht zum Freitag verlagert sich die Achse des Azorenhochkeils zum Nordrand der Mittelgebirge und gleichzeitig zieht der oben erwähnte Trog von der Nordsee nach Nordostdeutschland, fast ohne dass er Wetteraktivität im Norden und Osten zeigt (KLA kompensiert die PVA auf der Trogvorderseite). Der südliche Trogteil bringt aber in Süddeutschland vorübergehend leichte Hebung, so dass dort, also vor allem in Südbayern und in Südwürttemberg, Schauer und Gewitter auch nachts noch länger aktiv sind. Unwetter (vor allem durch Regen) sind nicht ganz ausgeschlossen. Nach Norden hin ist es weitgehend trocken (vielleicht ein leichter Schauer in Küstennähe). Der Wind kommt schwach bis mäßig aus Nord (Süddeutschland) bis West (Küstenbereich). Nur anfangs muss an der Ostsee noch mit kräftigeren Böen gerechnet werden. Freitag... Der Trog schwenkt rasch zum Baltikum und zum westlichen Weißrussland und rückseitig dreht bei uns die Strömung auf West und ist leicht antizyklonal konturiert. Damit kann sich aus dem Azorenhochkeil über den nördlichen Mittelgebirgen ein abgeschlossenes Hoch bilden. Im Tagesverlauf kommt ganz im Norden Warmluftadvektion auf mit dem Aufzug mehrschichtiger Bewölkung und im nördlichen Schleswig-Holstein sowie im Küstengebiet kann es vereinzelt etwas regnen. Im Tagesverlauf schwenkt noch ein Bodentrog über Dänemark ostwärts, so dass der Wind an der Küste und im nördlichen Schleswig-Holstein zunimmt mit einzelnen steifen Windböen. Durch den Hochdruckeinfluss bildet sich zwischen 750 und 800 hPa eine Absinkinversion und unterhalb dieser entwickeln sich Quellwolken, die sich vorübergehend an der Inversion mal ausbreiten können. Am Nachmittag sollten die Wolken aber mehr und mehr abtrocknen, so dass es dann sonniger wird. Reste der feuchten Luft gibt es noch im Alpenraum, wo es einzelne Schauer geben kann (und mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit auch ein Gewitter). Durch Absinken und durch die wieder zunehmende Einstrahlung steigt die Temperatur abgesehen vom Südosten wieder an, so dass die Höchstwerte meist zwischen 24 Grad im Norden und 30 Grad im Südwesten liegen. Im Küstenbereich ist es mit Werten um 21 Grad kühler. Entsprechend der Lage des neuen Hochs weht der Wind im Süden meist schwach bis mäßig aus Nord, im Norden aus West bis Südwest und im Westen gibt es teils umlaufenden Wind. In der Nacht zum Samstag wandert das Hoch von Deutschland zum südöstlichen Mitteleuropa. Gleichzeitig nähert sich vom Atlantik ein neuer Höhentrog, der Samstagfrüh über der westliche Nordsee und über Frankreich anlangt. Vorderseitig beginnt der Druck über Mitteleuropa zu sinken. Die Fronten eines ins Seegebiet nördlich von Schottland ziehenden Tiefs greifen noch nicht auf uns über, aber im Norden verstärkt sich die WLA, so dass dort neben hoher Bewölkung auch mittelhohe Wolken durchziehen und an der Nordsee kann es vereinzelt regnen. In der Mitte und im Süden klart es meist auf. Es wird deutlich frischer als in den Nächten zuvor mit Werten zwischen 13 und 8 Grad, im Nordwesten um 15 Grad. Im Nordwesten frischt der Südwestwind etwas auf und bringt Samstagfrüh eventuell erste 7er Böen im Raum Sylt. Ansonsten ist es schwachwindig. Modellvergleich und -einschätzung Arome zeigt heute Abend die Gewitteraktivität etwas weiter im Südosten bis ins zentrale Niedersachsen. Ansonsten simulieren die externen Modelle großräumig den Wetterwechsel ab heute Abend (Durchgang der Kaltfront mit vorlaufender Konvergenz) ähnlich. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Olaf Pels Leusden